> Startseite                > English version

> Termine ab 2012
> Termine 2009 bis 2011


 
    
 
   
    
Trier, Volkshochschule (17. Juni bis 14. Juli 2011)

Ort:
Volkshochschule Trier, Atrium
Domfreihof 1b
Palais Waldersdorff
54290 Trier

Mo., Di., Fr.: 12 - 18 Uhr
Mi.: 9 - 13 Uhr
Do.: 12 - 19 Uhr
Sa.: 10 - 13 Uhr
(Teile der Ausstellung täglich 9 - 21 Uhr)

Eintritt frei, Spenden erwünscht.























Link zum Blog mit dem kompletten Ausstellungsprogramm

Flyer als pdf-Datei (800 kB) zum Download


Für Flüchtlinge im Asylverfahren oder mit Status der Duldung existieren in Deutschland an alltäglichen Orten unsichtbare Grenzen. Durch die sogenannte „Residenzpflicht“ beispielsweise bleibt ihr erlaubter Aufenthaltsbereich auf den Bezirk der jeweils zuständigen Ausländerbehörde beschränkt. Gleichzeitig werden sie verpflichtet, in Flüchtlingsheimen und -lagern oft am Rande oder außerhalb von Siedlungsgebieten zu wohnen. Gutscheinsysteme statt Bargeldleistungen oder weitgehende Arbeitsverbote, kein Recht auf Sprachkurse aber auch gezielte Personenkontrollen von als „fremd“ wahrgenommenen Menschen an Bahnhöfen und in Zügen führen zur Markierung von Flüchtlingen und tragen weiter zur deren gesellschaftlicher Isolation bei.


Die Ausstellung ›Residenzpflicht — Invisible Borders‹ dokumentiert auf vielfältige Weise die dabei produzierte Geografie mehrfacher Einsperrung und Ausgrenzung, die durch sie verursachte Raumwahrnehmung aber auch Strategien des Widerstands. Sie bildet eine Art Collage, in der durch Texte, Hörstationen, Zitate, Modelle und Pläne Wissen vermittelt, die Thematik gleichzeitig aber auch durch Video- und Fotoinstallationen verschiedener Künstler*innen aufgegriffen und beleuchtet wird. Beim Gang durch die Ausstellungsteile, die als begehbare Landkarte angeordnet sind, sollen den Besucher*innen vielfältige Perspektiven und Anknüpfungspunkte geboten werden, um sich selbst ein Bild von den in Deutschland existierenden Mechanismen der Ausgrenzung von Flüchtlingen zu machen.


Das Referat für Antirassismus und Antifaschismus des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität Trier richtet die Ausstellung ›Residenzpflicht — Invisible Borders‹ vor Ort in Kooperation mit der Volkshochschule Trier aus. Ziel ist es, dafür zu sensibilisieren, dass rassistische Repression gegen Migrant*innen in Deutschland und Europa bei weitem nicht nur ein „Phänomen“ extrem rechter Marginalie darstellt.
Viel mehr sind es vornehmlich national- wie supranationalstaatliche Institutionen, welche Asylbewerber*innen, „illegale Einwanderer“ und Menschen mit Duldungsstatus tagtäglich (und scheinbar vom Volkswille legitimiert) einer Vielzahl struktureller Diskriminierungen aussetzten.

Das Land Rheinland-Pfalz und respektive die Stadt Trier bilden hierin keine Ausnahme. So werden auch vor Ort Menschen von einer Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag ausgeschlossen, indem man sie in den Sammelunterkünften der „Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende“ (AfA) sowie der „Landesunterkunft für Ausreisepflichtige“ (LufA) in Trier Nord fernab des Stadtzentrums isoliert. Die grundsätzlich begrüßenswerte Entscheidung der Landespolitik, letztgenannte Einrichtung umgehend schließen zu wollen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine systematische Ausgrenzung hierzulande offenkundig nicht willkommener Menschen auch weiterhin bestehen bleibt.


> nach oben


Veranstaltungsprogramm:
(umfangreichere Beschreibungen auf dem Blog)


Dienstag, 14. Juni 2011, 19 Uhr
Vortrag: Flüchtlinge stoßen täglich an Grenzen
von Markus Pflüger (AG Frieden Trier)

Flüchtlinge stoßen in Deutschland täglich an (unsichtbare) Grenzen. Der Referent Markus Pflüger wird in seinem Vortrag einen kritischen Blick auf unseren Umgang mit Menschen werfen, die hier Zuflucht suchen und Ausgrenzung finden.


Donnerstag, 16. Juni 2011, 19 Uhr
Buchlesung: Zwischen Traum und Trauma – Innenansichten aus der Abschiebungshaft in Ingelheim
von Alena Thiem (Autorin)

Alena Thiem hat Gefangene in der Abschiebungshaftanstalt Ingelheim besucht und das, was sie gehört und beim Zuhören wahrgenommen hat, aufgeschrieben. Herausgekommen sind subjektive Geschichten von fünf Menschen auf der Suche nach einem gelingendem Leben; raus aus einer Welt, die ihnen keine Perspektiven zu bieten hatte oder gar existentiell bedrohlich war.


Montag, 20. Juni 2011, 19 Uhr
Vortrag: Mannheim-Schönau und die Darstellung kollektiver Gewalt gegen Flüchtlinge
von Matthias Möller (Kulturwissenschaftler und Autor)

Im Frühsommer 1992 attackierten Bewohner*innen des Mannheimer Stadtviertels Schönau tagelang das dortige Flüchtlingsheim. Die Schönauer Ereignisse fanden im zeitlichen Umfeld neonazistischer Pogrome und rassistischer Morde (Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, etc.) statt. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Tübinger Kulturwissenschaftler Matthias Möller in seinem Vortrag die unterschiedlichen Konfliktdarstellungen der beteiligten Akteure (Polizei, Presse, Stadtverwaltung, Schönauer Bürger*innen, Antifa-Gruppen u.a.).


Mittwoch, 22. Juni 2011, 19 Uhr
Vortrag: Fluchterfahrungen
von Rex Osa (vom The VOICE Refugee Forum)

Rex Osa ist Aktivist des Flüchtinglingsforums „The Voice Refugee Forum“ und selbst von staatlichen Restriktionen wie der „Residenzpflicht“ beeinträchtigt. In seinem Vortrag wird er über seine persönlichen Erfahrungen mit der repressiven Asylpolitik in Deutschland, die subjektive Wahrnehmung akuter Bedrohung durch Abschiebung, sowie über Fluchterfahrung im allgemeinen berichten.


Freitag, 24. Juni 2011, 19 Uhr
Film: Little Alien

Sie sind Teenager, die allein und unter größter Gefahr aus den Krisenregionen der Welt nach Europa flüchten – in der Hoffnung auf eines: ein Leben zu haben. Hier angekommen, kämpfen sie für ein normales Leben und gegen ein System, das von ihnen verlangt, ihre Jugend einer ungewissen Zukunft zu opfern.


Montag, 27. Juni 2011, 19 Uhr
Vortrag: Frauen und Flucht
von Florence Humbert (von Terre de Femmes Trier e.V.)

Nicht wenige Frauen flüchten schwer traumatisiert nach Deutschland, weil sie während Kriegen und Gefangenschaft in ihrer Heimat Opfer von Vergewaltigung, Folter und Demütigung wurden. Hierauf wird häufig von den hiesigen Behörden keine oder zu wenig Rücksicht genommen. Florence Humbert von der Terre de Femmes Trier e.V. will sich in ihrem Vortrag mit der spezifischen Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen sowohl in ihrem Herkunftsland als auch im Fluchtland auseinandersetzten.


Donnerstag, 07. Juli 2011, 19 Uhr
Vortrag: Freiheit statt FRONTEX
von Hagen Kopp (von der Gruppe „AG3F”/”kmii” – Hanau)

Hagen Kopp, Mitglied der “Antirassistischen Gruppe für freies Fluten” und Mitbegründer der 1997 entstandenen Initiative “kein mensch ist illegal”, engagiert sich seit vielen Jahren (trans)national für Flüchtlinge. Seine Erfahrungen und Informationen reichen von Protesten gegen Abschiebungen am Hamburger oder Frankfurter Flughafen, der FRONTEX-Kampagne, über “Bordermonitoring” in der Ukraine bis zur Westafrika-Karawane (http://www.afrique-europe-interact.net/). Auf Basis seines diesjährigen Aufenthalts in Tunesien wird er über FRONTEX, respektive die Ereignisse an den Aussengrenzen Europas, für uns berichten.


Freitag, 08. Juli 2011, 19 Uhr
Film: The Truth lies in Rostock

Im August 1992 griff ein Mob aus Anwohner*innen und Neonazis vier Tage lang die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen an. Begeisterte und applaudierende Bürger*innen machten aus dem brutalen Pogrom ein rassistisches Volksfest. Der Dokumentarfilm „The Truth lies in Rostock“ versteht sich auch Jahre danach als schonungslose Kritik an einer Grundstimmung in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die Pogrome gegen Migrant*innen oder einfach nur „anders aussehende“ überhaupt erst möglich macht.


Montag, 11. Juli 2011, 19 Uhr
Vortrag: Moderne Barbarendiskurse – Ausgrenzung als Herrschaftsinstrument
von Fabian Jellonek (vom Multikulturellen Zentrum Trier e.V.)

Der Vortrag zeichnet aktuelle Motive und Bilder im Ausgrenzungsdiskurs nach und zeigt Parallelen zur Definition des Fremden in historischen Imperien auf. Dabei wird deutlich: Die Unterscheidung zwischen Zivilisation und Barbarei ist nicht originär rassistisch motiviert, sondern ein jahrtausende altes Instrument zur Grenzsicherung und Machtausübung.


Donnerstag, 14. Juli 2011, 19 Uhr
Vortrag: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
von Christiane Steuer und Maria Stock (vom Multikulturellen Zentrum Trier e.V.)

Der Vortrag befasst sich mit einem Projekt des Multikulturellen Zentrums Trier e.V., das unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen (UMF) die Möglichkeit bietet, Bildungsangebote in Anspuch zu nehmen und eine Schulausbildung abzuschließen. Die beiden Referentinnen Christiane Steuer und Maria Stock gehen dabei unter anderem auf die Situation der jungen Flüchtlinge in Trier sowie diverse fragwürdige Praktiken der hiesigen Jugendämter ein.





Veranstalter_innen:

Referat für Antirassismus und Antifaschismus des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität Trier
Invisible Borders



> nach oben